Geschäftsliegenschaften

Offline-Laden richtig gelöst: Wie Sintio mit Local Auth List teure Gratisladungen verhindert

Was passiert eigentlich, wenn eine Ladestation keine Internetverbindung hat? Wir zeigen, wie Sintio dieses Problem mit Local Auth List löst und warum wir es bewusst anders machen als andere Abrechnungsdienstleister.

17. November 2025

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Philipp Bruhin

Offline-Laden richtig gelöst: Wie Sintio mit Local Auth List teure Gratisladungen verhindert

Dieser Beitrag ist bewusst etwas technischer, aber das Thema betrifft viele Liegenschaften ganz direkt:

Was passiert eigentlich, wenn eine Ladestation keine Internetverbindung hat?

Die meisten smarten Ladestationen, die via OCPP (Open Charge Point Protocol) mit einem Abrechnungsdienstleister verbunden sind, benötigen eine permanente Onlineverbindung, um zu prüfen, welcher Nutzer laden darf und wie viel Strom verrechnet werden soll. In der Praxis bricht diese Verbindung jedoch oft ab. Beispielsweise in Tiefgaragen, in Untergeschossen oder an Standorten mit schlechtem Empfang. Die Gründe liegen selten bei der Ladestation selbst.

Viele Betreiber entscheiden sich in solchen Situationen dafür, dass die Station im Offlinefall einfach jeden laden lässt. Für Nutzer ist das bequem. Für die Eigentümerschaft kann es jedoch teuer werden. Wir haben zahlreiche Anlagen übernommen, bei denen über Monate hinweg Strom abgegeben, aber nicht verrechnet wurde, weil die Station oft offline war und niemand wusste, wer geladen hatte.

In diesem Beitrag zeigen wir, wie Sintio dieses Problem löst, wie unser Offline Charging funktioniert und warum wir es bewusst anders machen als viele andere Abrechnungsdienstleister. Dies zeigen wir am Beispiel von Ladestationen des Herstellers Easee.

Wichtig: Easee ist ein sehr gutes Produkt und dieser Beitrag ist keine Kritik an der Hardware. Die geschilderte Situation betrifft zahlreiche Ladestationsmodelle. Wir verwenden Easee hier als Beispiel, weil wir am 18. November 2025 ein Webinar anbieten, bei dem wir zeigen, wie sich Easee-Ladestationen mit Sintio effizient und abrechnungssicher betreiben lassen.

Wie Ladestation und Backend zusammenarbeiten

Abrechnungsdienstleister wie Sintio, aber auch viele andere, verbinden sich über die offene, standardisierte OCPP Schnittstelle mit der Ladestation. Vereinfacht läuft der Prozess so ab:

  1. Die Ladestation meldet sich beim Backend-Server an (dem Abrechnungsportal).
  2. Der Server entscheidet auf Basis von Regeln und Berechtigungen, wer, wo, wann und wie viel laden darf.
  3. Die Ladestation liefert Messwerte (kWh, Zeit, Status), damit der Server korrekt abrechnen kann.

Im Folgenden beschreiben wir den Ablauf anhand von RFID-Badges. Neben RFID gibt es weitere Authentifizierungsmöglichkeiten (App, Remote-Start, künftig auch direkt über das Fahrzeug).

Für das Offline-Szenario ist derzeit jedoch ausschliesslich RFID relevant, da andere Verfahren noch nicht vollständig implementiert sind, eine aktive Online-Verbindung benötigen oder auf proprietäre Herstellerkanäle (z. B. Bluetooth) angewiesen sind.

Authentifizierung bedeutet dabei: Die Station weiss eindeutig, welche Person oder welches Fahrzeug gerade lädt.

Fall 1: Alles online – der Idealfall

Die Ladestation erkennt einen RFID-Badge, fragt beim Server nach, ob der entsprechende Nutzer laden darf, erhält die Freigabe und übermittelt anschliessend die Verbrauchsdaten für die Abrechnung.

Solange alles online ist, funktioniert dieser Ablauf zuverlässig, wie in der Illustration dargestellt. Auf der rechten Seite ist eine Tabelle gezeigt (Server Auth List), welche die RFID-Tags enthält, die an dieser Station laden dürfen.

Online-Fall: Die Ladestation kommuniziert mit dem Server und autorisiert den Badge

Das Problem: Kein Internet, keine Freigabe

In Tiefgaragen und Parkhäusern ist eine stabile Internetverbindung oft schwierig aufgrund von:

  • baulichen Gegebenheiten (Betondecken, mehrere Untergeschosse),
  • unzureichender Netzwerk- oder Mobilfunkinstallation,
  • temporären Störungen oder Providerproblemen.

Hinzu kommt: Die Probleme sind häufig volatil. Mal funktioniert alles bestens, dann fällt die Verbindung stunden- oder tageweise aus. Das ist frustrierend:

  • für Installateure und Hersteller/Importeure,
  • für Abrechnungsdienstleister,
  • und vor allem für Nutzerinnen und Nutzer sowie die Eigentümerschaft.

Kann die Ladestation den Server nicht erreichen, kann sie nicht prüfen, ob ein Badge laden darf. Im abrechnungssicheren Modus bedeutet das: Laden nicht möglich.

Offline-Fall ohne Lösung: Die Station kann den Server nicht erreichen und lehnt das Laden ab

Wie Sintio Offline Charging funktioniert

Sintio löst dieses Problem, indem wir berechtigte RFID-Badges automatisch lokal auf der Ladestation speichern (Local Auth List). Damit gilt:

  • Die Station versucht immer zuerst den Server zu erreichen (Server Auth List).
  • Wenn sie offline ist, prüft sie den lokalen Speicher (Local Auth List).
  • Ist der Badge dort eingetragen, wird das Laden freigegeben.
  • Die Verbrauchsdaten werden lokal gespeichert und später automatisch an das Sintio-Backend nachgeliefert.

Das funktioniert selbst dann, wenn eine Station Wochen lang offline war.

Betreiber profitieren davon, weil keine manuelle Badge-Pflege nötig ist. Nutzer profitieren, weil sie auch bei schlechtem WLAN zuverlässig laden können. Eigentümer profitieren, weil alle Ladevorgänge abrechenbar bleiben.

Sintio's Lösung: Local Auth List ermöglicht authentifiziertes Laden auch im Offline-Fall

Was häufig als Offline-Laden bezeichnet wird und welche Herausforderungen dabei entstehen

Einige CPOs (Charge Point Operators) bezeichnen etwas als „Offline Charging", das in Wirklichkeit Gratisladen für alle bedeutet. Verantwortlich dafür ist der OCPP-Konfigurationsschlüssel:

AllowOfflineTxForUnknownId

Ist dieser auf true, akzeptiert die Ladestation jedes beliebige Badge, sobald sie offline ist – selbst dann, wenn dieser Badge im System gar nicht existiert.

Riskante Konfiguration: AllowOfflineTxForUnknownId ermöglicht Laden mit unbekannten Badges

Easee setzt diesen Parameter standardmässig auf true. Aus Sicht der Nutzerfreundlichkeit ist das vollkommen nachvollziehbar und so wird es in der offiziellen technischen Dokumentation entsprechend beschrieben.

Abrechnungstechnisch ist das jedoch riskant. Sobald die Station wieder online ist und den Ladevorgang nachmeldet, kann Folgendes passieren:

  • Der Badge ist völlig unbekannt
    Dann fehlt jede Grundlage, um den Verbrauch korrekt zuzuordnen oder zu verrechnen.
  • Der Nutzer ist zwar bekannt, aber nicht berechtigt
    Beispielsweise, weil er keinen gültigen Vertrag hat, nicht zu dieser Liegenschaft gehört oder weil der Betreiber keine rechtliche Handhabe hat, einen Ladevorgang nachträglich in Rechnung zu stellen.

In beiden Fällen ist es zu spät: Die Energie wurde bereits abgegeben, und die Kosten bleiben beim Eigentümer hängen.

Viele Betreiber erkennen das Problem erst, wenn sie Stromrechnungen mit den Einnahmen vergleichen und feststellen, dass eine deutliche Lücke entsteht.

Sintio arbeitet deshalb bewusst anders und setzt auf:

  • Authentifizierte Offline-Freigaben,
  • lokal gespeicherte Berechtigungslisten statt „jeder darf laden",
  • vollständige, nachträgliche Abrechnung aller Ladevorgänge, selbst nach längeren Offline-Phasen.

Hinweis: Easee-Flowchart zeigt den Mechanismus besonders klar

Easee stellt ein sehr gut verständliches Autorisierungs-Flowchart bereit: developer.easee.com/docs/settings#authorisation-flow-diagram

Daran sieht man deutlich: Wenn AllowOfflineTxForUnknownId = true aktiviert ist, verhält sich die Station im Offline-Fall faktisch so, als wäre authorizationRequired = false.

Jeder Badge, egal ob bekannt oder unbekannt, führt zum Start eines Ladevorgangs. Gerade im Abrechnungskontext ist das ein entscheidender Unterschied.

Fazit

Mit Sintio erhalten Sie ein Offline-Laden, das nicht nur funktioniert, sondern abrechnungssicher ist. Und dies für alle Ladestationen, die das Open Charge Point Protocol (OCPP) unterstützen.

Die wichtigsten Vorteile:

  • Monatliche Abrechnung
    Ideal auch bei neuen Kostenbestandteilen wie dem ab 2026 verpflichtenden Messtarif für alle Energieversorger. Mehr dazu: www.strom.ch/de/pressemitteilung/das-neue-stromgesetz-fuehrt-ab-2026-zu-aenderungen-auf-den-stromrechnungen
  • Authentifiziertes Offline Charging
    Nutzer können unabhängig von der Internetverfügbarkeit zuverlässig laden – ohne Risiko für die Eigentümerschaft.
  • Praxisbewährt und automatisiert
    Wir betreiben dieses System seit mehreren Jahren in vielen Anlagen und gleichen zusätzlich per KI die Energieversorgerrechnungen mit den Einnahmen ab.

Video: Wie Sintio Offline Charging funktioniert

Sintio Offline-Charging auf YouTube