Der Ausbau von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge schreitet rasch voran. Ob Wohnüberbauung, Gewerbepark, Parkplatzanlage oder Flottenstandort, überall muss Strom verrechnet und fair auf die Nutzer verteilt werden.
Spätestens dann taucht die zentrale Frage auf: Wie legt man den Stromtarif so fest, dass die Einnahmen genau den Kosten des Energieversorgers entsprechen und die Nutzer nur das bezahlen, was sie tatsächlich verursachen?
Dieser Beitrag erklärt das Prinzip anhand einer modernen, skalierbaren Ladeinfrastruktur und zeigt, worauf Verwaltungen, Flottenmanager, Eigentümer und Betreiber achten müssen.
Wie funktioniert eine moderne, skalierbare Ladeinfrastruktur?

Professionelle Ladeinfrastrukturen arbeiten heute fast immer mit einem dedizierten E-Mobility-Stromzähler. Dieser misst den gesamten Strom, der in die Installation fliesst. Alle Ladestationen beziehen ihren Strom über ein gemeinsames Flachbandkabel von genau diesem Zähler. In der Theorie sollte die Summe der von allen Ladestationen bezogenen Kilowattstunden dem Gesamtverbrauch der Installation entsprechen.
Der Energieversorger stellt eine einzige Rechnung aus. Sintio verteilt diese Kosten transparent, indem die Stromkosten verursachergerecht nach individuellem Verbrauch bei den Nutzern eingezogen werden.
In der Praxis entspricht die Summe der Ladestationen jedoch nie exakt dem Wert am Stromzähler. Gründe dafür sind:
- der Standby-Verbrauch jeder Ladestation
- der permanente Strombedarf von Router, Switches und WLAN-Access-Points
- minimale Mess- und Installationsverluste
Das Problem: Warum ein 1:1 übernommener Strompreis nicht reicht
In vielen Installationen wird der Tarif des Energieversorgers einfach 1:1 übernommen. Doch das führt fast immer zu einem Einnahmedefizit. Der Hauptgrund ist der Standby-Verbrauch. Unsere Erfahrungen zeigen:
- Eine Ladestation verbraucht im Leerlauf rund 4 kWh pro Monat. Bei zehn Ladestationen ergibt das einen Standby-Verbrauch von 40 kWh pro Monat.
- Drei WLAN-Access-Points benötigen jeweils etwa 7.2 kWh pro Monat. Bei drei Geräten sind das 21.6 kWh pro Monat.
- Damit ergibt sich ein gesamter Standby-Verbrauch der Installation von 61.6 kWh pro Monat, was in etwa einer kompletten Autoladung entspricht, ganz ohne einen einzigen Ladevorgang.
- Ein allfälliger Router und ein Switch sind in dieser Berechnung nicht enthalten und würden den Verbrauch zusätzlich erhöhen.
Die folgende Illustration zeigt das Problem sehr deutlich:
- Der Energieversorger stellt 440 kWh in Rechnung.
- Tatsächlich abgegeben wurden jedoch nur 400 kWh.
- Sowohl der Energieversorger als auch die Installation verwenden einen Tarif von 30 Rp./kWh.

Es fehlt also ein Betrag von 40 kWh, der keinem Nutzer zugeordnet werden kann. Wird der Tarif 1:1 übernommen, fehlen diese Einnahmen. Ein Delta von CHF 12.00 pro Monat oder bei grossen Anlagen meist deutlich mehr.
Zusätzliche Randbemerkung: Im oben gezeigten Beispiel wird Ladestation Nummer 3 nicht genutzt. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die Station vollständig zu deaktivieren, damit sie keinen Standby-Verbrauch und keine unnötige Internetkommunikation verursacht. Je nach Modell kann dies über eine Sicherung, einen Kippschalter oder eine andere vorgesehene Funktion erfolgen. Im Zweifel sollte beim Lieferanten oder Installateur nachgefragt werden, wie die jeweilige Ladestation korrekt abgeschaltet werden kann.
Lösung: Tarif leicht erhöhen und die Installation wird selbsttragend
Sobald der Standby-Verbrauch bekannt ist, entweder nach einigen Wochen Betrieb oder, dank der Sintio-AI, sogar schon bevor überhaupt das erste Ampere geflossen ist, lässt sich der Tarif so festlegen, dass die Installation von Anfang an selbsttragend betrieben werden kann. Im folgenden Beispiel:
- Tarif des Energieversorgers: 30 Rp./kWh
- Standby-Verbrauch berücksichtigt → Tarif auf der Anlage: 33 Rp./kWh

Damit stimmen Einnahmen und Ausgaben überein. Die Rechnung des Energieversorgers beträgt in diesem Beispiel CHF 132.00 für 440 kWh. Über das Sintio-Portal werden ebenfalls CHF 132.00 eingenommen, allerdings nur für die 400 kWh, die tatsächlich in die Fahrzeuge geflossen sind.
Im Sintio-Portal wird dieser Ausgleich transparent über einen Tarifaufschlag dargestellt, wie der folgende Screenshot zeigt.

Immer den gesamten Strompreis berücksichtigen
Ebenfalls ist es wichtig zu verstehen, wie sich die 30 Rappen zusammensetzen, die der Energieversorger verrechnet. Es handelt sich nämlich nicht um einen einzelnen Preis, sondern um eine Kombination verschiedener Komponenten.

Häufig melden sich Nutzer oder Verantwortliche mit der Frage, warum nicht einfach der reine Energiepreis, zum Beispiel 14.7 Rp./kWh, als Tarif verwendet wird. Die Antwort ist simpel: Dieser Wert macht nur einen Teil der tatsächlichen Stromkosten aus. Entscheidend ist stets der Gesamtstrompreis, der sich typischerweise aus mehreren Bestandteilen zusammensetzt:
- Energie
- Netznutzung
- Abgaben an Bund, Kanton und Gemeinde
In der Praxis führen diese Komponenten zu Gesamtpreisen zwischen 25 und 35 Rp./kWh, in kleineren Versorgungsgebieten teilweise sogar darüber.
Deshalb ist für die korrekte Tarifdefinition immer der vollständige Strompreis massgebend und nicht nur der Energiepreis allein.
Fixkosten nicht vergessen
Viele Energieversorger erheben monatliche Fixkosten wie etwa für die Netznutzung oder den Messtarif. Diese werden unabhängig vom Verbrauch verrechnet und betragen oft zwischen CHF 5.00 und CHF 15.00 pro Monat.
Wer diese Fixkosten nicht korrekt weiterverrechnet, schafft ungewollt Ungerechtigkeiten. Werden sie etwa über einen höheren kWh-Tarif eingespielt, bezahlen Nutzer mit hohem Verbrauch überproportional viel, während Nutzer mit geringem Verbrauch profitieren. Dabei fallen die Fixkosten beim Energieversorger vollkommen unabhängig davon an, ob geladen wird oder nicht. Sie sollten deshalb auch entsprechend weitergegeben werden.
Sintio löst dieses Problem, indem solche Fixkosten automatisch und fair auf die Nutzer verteilt werden. Möglich wird das durch das Abrechnungsmodell von Sintio: Private Ladevorgänge werden nicht sofort, sondern einmal pro Monat gesammelt verrechnet. Dadurch können sowohl variable Kosten (kWh) als auch fixe Bestandteile (z. B. Messtarif oder Netzgrundgebühr) sauber berücksichtigt und verursachergerecht aufgeteilt werden. So bleibt die Gesamtbilanz stets korrekt und transparent, für Betreiber wie für Nutzer.
Das folgende Beispiel zeigt dies anhand einer Fixgebühr von CHF 10.00 des Energieversorgers: Die beiden aktiven Nutzer teilen sich diesen Betrag je zur Hälfte.

Fazit
Eine korrekt definierte Tarifstruktur ist entscheidend für einen fairen, transparenten und kostendeckenden Betrieb einer Ladeinfrastruktur. Wer Standby-Verbrauch, Fixkosten und den tatsächlichen Gesamtstrompreis berücksichtigt, stellt sicher, dass Einnahmen und Ausgaben jederzeit übereinstimmen.
Sintio unterstützt Betreiber dabei, ihre Anlagen wirtschaftlich, fair und ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand zu betreiben. Dabei stehen verschiedene Betriebsmodelle zur Auswahl.
Zum einen gibt es die Möglichkeit, ausschliesslich die Software von Sintio zu nutzen. Das Sintio-Portal www.sintio.com dient dabei als leistungsstarke Administrations- und Steuerungsoberfläche, über die Betreiber ihre Ladestationen selbst verwalten und abrechnen können. Diese Variante bietet maximale Kontrolle bei sehr überschaubaren Kosten und ist in mehreren Ausführungen verfügbar.
Zum anderen bietet Sintio die Möglichkeit, den gesamten Betrieb an Sintio zu übergeben. Diese Option eignet sich besonders für Verwaltungen, die ohnehin stark ausgelastet sind und bei denen zusätzliche Aufgaben oft nicht vergütet werden. Sintio übernimmt hier den kompletten Prozess, vom Empfang und der Begleichung der Energieversorger-Rechnung über die Analyse aller Kostenbestandteile bis hin zur automatischen Tarifberechnung mittels Künstlicher Intelligenz. Der gesamte Ablauf wird für die Verwaltung effizient erledigt, sodass keinerlei zusätzlicher Aufwand entsteht und die Ladeinfrastruktur automatisch korrekt abgerechnet wird.
Unabhängig vom gewählten Modell, profitieren Eigentümer stets von der Expertise und den innovativen Lösungen von Sintio, um ihre Ladeinfrastruktur optimal zu betreiben.
